RENAISSANCE
BUNTER HOF - RÖSSINGSTRASSE
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Abb. 1 Aufgearbeiteter Dielenboden in Raum 31
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Abb. 2 Ausgebaute und bereits restaurierte Dielung, Raum 27

3. Leistung der integrierten Planung zum Erhalt der historischen Bausubstanz-Ergebnisse der energetischen Ressourcen schonenden Restaurierung

3.1. Instandsetzung der historischen Bodendielung

Der Fußboden im 1. Obergeschoss wurde mit historischen Kiefernholzdielen auf einer 2 cm starken Trittschalldämmung aus Holzfaserplatten (auf OSB-Platten) ausgelegt. Die Dielen wurden zunächst ausgebaut, in einem Laugenbad die Altanstriche entfernt und in den Werkstätten des Fachwerkzentrums Aussetzungen an Fehlstellen vorgenommen. Teilweise wurden die Dielen aufgebohlt, um den Querschnitt zu verstärken.
In den Bibliotheksräumen erfolgte die Verlegung der Dielen in Längsrichtung. Die ausgebauten Dielen waren nach der Restaurierung in ihrer Länge zu gering, um bündig wieder eingebaut zu werden. Umlaufend wurde daher in jedem Raum ein Eichenholzfries auf Gehrung verlegt, um die historischen Dielen in ihrer Länge zu ergänzen. Im Rittersaal im 2. Obergeschoss und in den westlich gelegenen Wohnungen hingegen wurden neue Dielen eingebracht.
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Abb. 3 Aufgearbeiteter Dielenboden
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Abb. 4 Aufgearbeiteter Dielenboden in Raum 33
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Abb. 5 Dielenboden mit Dielen im Rittersaal, Raum 41b

3.2. Instandsetzung der historischen Fenster und Umbau zu einem Kastenfenstern

Die Restaurierung historischer Fenster wird heute oftmals als zu kostenintensiv abgelehnt und der Ausbau und Ersatz eines neuen Fensterns präferiert. Jedoch bleibt festzuhalten:

Vorteile der Fensterrestaurierung
  • Ressourcen schonender Umgang mit dem Material
  • Glas, Beschläge, Holz
  • Erhalt der verschiedenen Zeitschichten der Fensterstruktur
  • Maßhaltigkeit in der Öffnung
  • Nachteile der Fensterrestaurierung
  • Zeitaufwand
  • Arbeitsschritte Fensterinstandsetzung
    Das Anpassen bzw. der Neubau der Fensterfutter nach historischem Vorbild und der Umbau zu Kastenfenstern erfolgt nach Klärung der Wandstärken.

    1. Ausbau der Fenster, gemäß Fensterkataster nummerieren

    2. Anlegen einer Farbtreppe mit Hilfe eines Skalpells (Stratigrafie), um den Schichtenaufbau des Fensteranstrichs zu dokumentieren

    3. Entfernen der alten Lackschichten mit Hilfe eines Spachtels/ Zieheisens und eines Heißluftföns auf geringer Stufe, um das Holz nicht anzubrennen. Schleifen der Hölzer mit einem 80er Schleifpapier

    4. Bei umfangreichen Instandsetzungsarbeiten: Ausbau der historischen Gläser. Das Streckglas der Fenster weist aufgrund des Herstellungsverfahrens eine unebene Oberfläche mit den typischen Schlieren und Einschlüssen auf.
    5. Neue Holzteile werden in die fehlenden Stellen eingesetzt, gehobelt und die Profile geschliffen, die Einsetzung erfolgt in der gleichen Holzart und entsprechend der Maserung, bei kleineren Schäden sind rautenförmige oder schiffchenförmige Aussetzungen möglich. Die Verbindungen der Rahmenhölzer erfolgt mit falschen Zapfen oder Keilstücken, die Ansetzung eines neuen Holzes mit einer Überblattung. Häufige Reparaturstellen: Ersatz der Wetterschenkel oder Rahmenquerholzstücke. Die neu eingesetzten Teile werden mit dem Hobel angepasst und geschliffen. Vorsicht: Querholzplättchen und Astlochflicken können nach einer bestimmten Zeit hervorstehen!

    6. Einsetzen der Gläser mit Altglas. Sofern die originalen Glasscheiben des Fensters noch vorhanden sind, werden diese wieder eingekittet. Liegen die Fenster in einer Glasnut wird der Rahmen zunächst in seine Einzelteile zerlegt. Das Glas wird in die Nut des Rahmens in Leinölkitt gelegt und dann die Scheibe eingeschoben. Die Eckverbindungen der Rahmenteile werden vor den Sprossen zusammen gefügt.

    7. Beschläge, Ziehknäufe und Vorreiber werden gereinigt. Beschläge werden mit handgeschmiedeten Nägeln befestigt

    8. Der erste Anstrich besteht aus einem Grundieröl. Zwei weitere Anstriche mit einer pigmentierten Holzlasur bilden den Schutzanstrich

    9. Einbau der Fenster und anschließend Komplementierung des Blendrahmens (mit Kompriband/ Anschlagband) von außen. Die Randbereiche werden mit Hanfwolle oder Wärmedämmlehm ausgestopft.
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    Abb. 6 Arbeitsschritt 2, Farbtreppe
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    Abb. 7 Arbeitsschritt 3, Heißluftfön
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    Abb. 8 Arbeitsschritt 5, aussetzen mit neuen Holzteilen
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    Abb. 9 Instandsetzung der historischen Fenster in der Tischlerwerkstatt des DFZ
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    Abb. 10 Instandsetzung der historischen Fenster in der Tischlerwerkstatt des DFZ
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    Abb. 11 Instandsetzung der historischen Fenster in der Tischlerwerkstatt des DFZ
    Restaurierung der historischen Fenster - ein Handlungsleitfaden

    Fenster des 17. Jahrhunderts im Bunten Hof
    Die Rahmenhölzer der zwei noch vorhandenen Renaissancefenster bestehen aus Nadelholz und sind mit Schlitzzapfenverbindungen gefügt. Ein Holznagel sichert jede Verbindung. In den mittleren durchlaufenden Pfosten zapfen Querhölzer in den Drittelspunkten. In die sechs Rahmenfelder sind vier kleine Glasscheiben (Zylinderglas) mit Bleisprossen in einer einfachen Nut eingesetzt. Auf der Außenseite befand sich ein Windeisen zur Stabilisierung. Im unteren und oberen Fensterbereich befindet sich je ein Lüftungsflügel als Schiebefenster, der auf der Innenseite über einen feststehenden Teil geschoben wird. Der Schiebeflügel wird in Horizontalrichtung in Laufnuten im Unter- und Oberschenkel sowie an den Querhölzern geführt. Der äußere Falz des Schiebeflügels stößt gegen den äußeren Falz des Fensterrahmens.
    Fenster des 18. Jahrhunderts
    Das vierflügelige, eichene Blendrahmenfenster besaß ursprünglich vier Drehflügel mit einer Glasnut. Bei dem Fensterrahmen sind die Rahmenschenkel zusammengeschlitzt, mit Holznägeln gesichert und mit einer Halbfase profiliert. Der Rahmen ist als Mittelkreuzstock geteilt, die Kreuzstockmitte auf Gehrung geschlitzt. Die Profilierung des Fensterrahmens besteht aus einem einfachen Falz, der Kämpfer und das Setzholz ziert ein Halbrundstab, das Mittelprofil zieren mehrere Halbrundstäbe. Die Drehflügel des Fensters schlagen auf den Rahmen mit zweifachem Falz. Die einzelnen Flügel besitzen Quersprossen mit Halbrundstab und seitlich abgesetzten Falz. Der abgeschrägte Wetterschenkel ist am Flügel mit Holznägeln befestigt.
    Der Fensterbeschlag zur Aussteifung ist ein aufgesetztes Winkelband. Zum Bewegen des Flügels dienen zwei Schippenbänder auf Einschlagkloben.
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    Abb. 12 Schaden an der Rahmenecke
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    Abb. 13 Nach Entfernen der Farbanstriche, vor der weiteren Instandsetzung
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    Abb. 14 Einbringen der Aussetzungen, Zustand nach der weiteren Instandsetzung
    Zum Schließen und öffnen dienen je zwei Vorreiber ohne Streichdraht, der mit eingerollten Enden verzierte Griff sowie je Flügel ein Ziehknauf mit geschwungenem Schaft. Die Flügel und Rahmen besaßen einen mehrschichtigen Anstrich.
    Optische Schäden stellten der abblätternde Anstrich und ein starker Abrieb der Flügel durch die Vorreiber sowie kleinere Fehlstellen an den Rahmenschenkeln dar. Nachdem die Beschläge abgenommen, beschriftet und in ihrer Lage kartiert waren, wurden sie im ersten Arbeitsschritt vorsichtig gesäubert und anschließend eingeölt.

    Nach Abnahme der Farbe mit Hilfe eines Spachtels und eines Heißluftföns auf geringer Stufe, um das Holz nicht anzubrennen, wurde das Fenster mit einem 80er Schleifpapier behandelt. Die Profilierung - Halbrundstab an Sprosse und Flügel - wurde lediglich mit einem Zieheisen bearbeitet. Erst nach Abnahme der Farbschichten zeigte sich das vollständige Ausmaß der Schädigung. Bei den kleineren Fehlstellen an den Rahmenhölzern im Bereich der Vorreiber und des Wetterschenkels wurden nach dem Ausschneiden der geschädigten Bereiche neue Holzteile eingesetzt. Das neue Holz wurde unter Berücksichtigung der historischen Maße passgenau zugeschnitten und aufgeleimt. Danach wurden die Teile mit dem Hobel angepasst und geschliffen. Anschließend begann das Einsetzen der Gläser mit Altglas.
    Der erste Anstrich bestand aus einem Grundieröl, welches nur auf die neu verbauten Holzteile aufgetragen wurde. Zwei Voranstriche mit einer Holzlasur mit Pigmentanteil bilden den derzeitigen Schutzanstrich.

    Umbau der äußeren Fenster zu Fluchtfenstern
    Um für Räume einen zweiten Rettungsweg durch die Fenster zu gewährleisten, wurde vom Tischlermeister des Fachwerkzentrums im Jahr 2010 eine Sonderkonstruktion entwickelt. Die von der Bauordnung des Landes Sachsen-Anhalt geforderte Mindestgröße für Fluchtfenster von 0,90 m x 1,20 m sollte erreicht werden, ohne die Kreuzstockfenster zu teilen.

    Um das äußere Erscheinungsbild des Fluchtfensters anzupassen, soll das Fenster inklusive Rahmen im Brandfall aufgeklappt werden können. Spezielle Zapfenbänder aus Edelstahl, befestigt am Futterkasten des Fensters, ermöglichen die vollständige Öffnung des Fensters.
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    Abb. 15 Rahmenschenkel, Rückschnitt, Vierung auf Gährung gesetzt
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    Abb. 16 Fertiggestellte Fenster mit Aussetzungen
    Bemessung der Dichtigkeit von Kastenfenstern
    Danach wurden die Teile mit dem Hobel angepasst und geschliffen. Anschließend begann das Einsetzen der Gläser mit Altglas. Zur Untersuchung vorhandener Leckagen in der innenseitigen Dämmung der historischen Außenwände und der angestrebten weitestgehenden luftdichten Gebäudehülle zur Reduzierung des Kondensataustrittes im Konstruktionsquerschnitt erfolgte an einem Kastenfenster von Seiten des Ingenieurbüros Kriegenburg eine Untersuchung mittels Blower-Door bei 50 Pascal und zur Erkennung der Leckagen einer Infrarotkamera und Luftströmungsmessgerät (1). Die Blower-Door-Messung wurde nach Fertigstellung der "luftdichten Schicht im Gebäude" aber noch vor vollständiger Fertigstellung des Gebäudes durchgeführt. Im Vordergrund stand nicht der Nachweis der Mindestluftdichtheit des Gebäudes nach EnEV und DIN 4108-7, da dies bei Bestandsgebäuden nicht möglich und sinnvoll ist, sondern lediglich Leckagen und Wärmebrücken aufzuheben.
    Kaltluftströme aufgrund von Leckagen traten besonders an den Fensterleibungen auf. Beim Umbau zu Kastenfenstern wurde das historische äußere Fenster mit Futter, inneren neuen Fensterflügeln mit Rahmen sowie inneren und äußeren Blendrahmen ergänzt. Ein Dichtungsband verbesserte den Anschluss zwischen äußerem Blendrahmen und Fachwerkkonstruktion. Auf der Innenseite wurden der Blendrahmen und ein Futterstück gegen die nicht lotrecht verlaufende, geputzte Wandfläche angebracht.
    Der Zwischenraum von Futterkasten und Fachwerkkonstruktion wurde mit Hanfwolle ausgestopft.
    Optimal gewertet wurde das Erreichen einer inneren dauerhaften Luftdichtigkeit, die die Gefahr der Luftströme minimiert, ohne blockierende Schichten, wie Dichtungsbänder oder Klebebänder einzubauen.
    Eine handwerkliche Variante führte schließlich zur gewünschten Dichtigkeit. Eine 5 mm starke Leiste wurde umlaufend um das Fenster in einer Messerfuge eingelassen und am Fenster befestigt. Anschließend wurde die Messerfuge mit Lehm verstrichen. Der seitliche überstand der Fensterbank wird mit einer 5 mm starken Dämmung aus Hanf hinterklebt, um Fehlstellen im Bereich der Eckanschlüsse an den Putz abzudichten.
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    Abb. 17 Fluchtfenster nach der Fertigstellung
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    Abb. 18 Fluchtfenster, Holzverbindungen
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    Abb. 19 Eckausbildung und Eckverbindung, außen- und innenseitig

    3.3. Instandsetzung der historischen Türen

    In dem Modell- und zugleich Jugendprojekt "Bunter Hof" in Osterwieck konnten wir auf einen umfangreichen Fundus an historischen Türen zurückgreifen. Im Bunten Hof befanden sich noch 24 historische Türen der Renaissance- und Barockzeit sowie des 19. Jahrhunderts. Im Rahmen des Bildungsprojektes des Fachwerkzentrums wurden die Türen vom Tischlermeister, den Praktikanten und den Lehrlingen des Fachwerkzentrums insbesondere, unter dem Aspekt einer Ressourcen schonenden Restaurierung und der Weitergabe traditioneller Handwerkstechniken instand gesetzt.
    Es handelt sich um gestemmte Rahmenfüllungstüren mit symmetrischer Teilung in zwei Füllfelder.
    Sie sind meist mit einer eingeschobenen Brettfüllung geschlossen. Die Füllungsfelder werden von aufgesetzten, profilierten Füllungsleisten gerahmt. Barocke, schmiedeeiserne S-Bänder sorgen für die Drehbewegung der Türen und ein Kastenschloss mit Drücker und Türschild gewährleistet die Schließung.

    Vor Beginn der Instandsetzungsmaßnahmen wurden Farbuntersuchungen durchgeführt, d.h. mittels Skalpell eine Farbtreppe angelegt, um eine mögliche historische Farbgebung/ Bemalung zu lokalisieren. Nachfolgend wurde entschieden, welche Hilfsmittel zum Ablösen der Altfarben verwendet werden.
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    Abb. 20 Instandsetzung der historischen Türen Holzschäden unter Türschloss
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    Abb. 21 Aussetzungen von Fehlstellen
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    Abb. 22 Ergänzungen von Leisten
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    Abb. 23 Fertiggestellte Tür
    Die Diele im 1. Obergeschoss, Raum 27, lässt die besonders repräsentative Gestaltung der Räume im 16. Jahrhundert erkennen. An der Nordfassade kragt der polygonale Treppenturm in den Dielenraum. Die bauzeitlichen Türöffnungen blieben im Bereich der östlichen Bundwand mit Türfutter und Bekleidung der Renaissance erhalten. Die seitlichen Blendrahmen mit einer Breite von 36 cm sind mit kannelierten Pilastern mit Basis und Kapitell verziert, die auf erhöhten und mit Intarsien, Sternen und Kasettenfeldern verzierten Postamenten stehen. Ein auskragendes Bekrönungsgesims mit Perlstabfries bildet den oberen Abschluss. Die handgeschmiedeten Stützkolben mit Dorn, auf dem die Bandrolle des aufgenagelten rankenförmigen Türbandes sitzt, sind am Blendrahmen noch erhalten.
    Die Blendrahmen wurden in den Werkstätten des Fachwerkzentrums zimmermannstechnisch instand gesetzt und fehlende Pilaster nachgeschnitzt.
    Rekonstruktionen des Türblattes der Renaissance mit Pilastern und Arkadenfeldern wurden in Gesellenprüfungen 2015 und 2016 von zwei Tischlerlehrlingen des Fachwerkzentrums angefertigt.
    Auf zwei Türblättern im 1. Obergeschoss konnte im Zuge der Restaurierung und Freilegung eine bauzeitlich sehr aufwändige Malerei nachgewiesen werden. Erste Freilegungsproben auf den Füllungsfeldern wiesen bereits auf eine figürliche Ausmalung hin, aber erst nach der Aufarbeitung konnte der gesamte Umfang des historischen Wertes nachvollzogen werden (weiteres zur Ausmalung siehe Kapitel 5.2).
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    Abb. 24 1. Obergeschoss, Diele (Raum 27), bauzeitliche Blendrahmen der Renaissancetüren zu den Wohnräumen der von Rössings, vor und nach der Restaurierung
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    Abb. 25 1. Obergeschoss, Diele (Raum 27), bauzeitliche Blendrahmen der Renaissancetüren zu den Wohnräumen der von Rössings, vor und nach der Restaurierung
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    Abb. 26 Restaurierter bauzeitlicher Blendrahmen zum Flur Raum 27
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    Abb. 27 Restaurierter bauzeitlicher Blendrahmen in Raum 30
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    Abb. 28 Restauriertes, bauzeitliches Türblatt mit aufwändiger Motivmalerei
    Bei den raumtrennenden Türen zwischen Diele und Wendelstein handelt es sich um gestemmte Rahmenfüllungstüren mit einer symmetrischen Teilung in zwei Füllungsfelder. Sie sind mit einer eingeschobenen Brettfüllung geschlossen. Beidseitig rahmen die Füllungsfelder aufgesetzte Füllungsleisten. Langbänder mit schmiedeeisernen Nägeln sorgen für die Drehbewegung der rechts angeschlagenen Türen und ein nicht bauzeitliches Kastenschloss mit Drücker und Türschild gewährleistet die Schließung. Bestehen die beiden Türen der Renaissance im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss aus 5 cm starker Eiche, so wurde die Rahmenfüllungstür im 2. Obergeschoss aus Nadelholz lediglich 2-3 cm stark ausgebildet.
    Angeschlagen sind die Türen in den Blendrahmen und den Ständer mit Stützkloben. Die Türzargen des Wendelsteins sind im Erd- und 1. Obergeschoss mit aufgenagelten Blendrahmen geschmückt. Die Blendrahmen sind mit drei eingetieften Füllungsfeldern und profilierten Leisten abgesetzt. Das Bekrönungsfeld mit zwei liegenden Füllungsfeldern, dazwischen liegendem Triglyphenfries und einem Bekrönungsbrett mit Viertelrundstab, sitzt auf seitlichen Konsolen auf.
    Der Rahmen und das Futter waren mit schmiedeisernen Nägeln in der Fachwerkkonstruktion befestigt.
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    Abb. 29 Bauzeitliches, aufwändig geschnitztes Türblatt und der Nachbau dessen als Gesellenstück. Einbau vor Ort
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    Abb. 30 Bauzeitliches, aufwändig geschnitztes Türblatt und der Nachbau dessen als Gesellenstück. Einbau vor Ort
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    Abb. 31 Bauzeitliches, aufwändig geschnitztes Türblatt und der Nachbau dessen als Gesellenstück. Einbau vor Ort
    Bei der Renaissancetür mit Türgewände am Wendelstein im 1. Obergeschoss beispielsweise stellte sich heraus, dass die Füllungsfelder bauzeitlich einseitig mit Intarsien verziert waren. Es galt also, die Farbschichten mit Heißluftfön und Spachtel bis auf die Holzfassung vorsichtig abzutragen, um die Einlegearbeiten nicht zu zerstören. Auf der Gegenseite konnten jüngeren Farbschichten mit Skalpell abgelöst und eine Bierlasur des 19. Jahrhunderts freigelegt werden. Die Säuberung der Oberflächen erfolgte mit Alkohol. Weitere Restaurierungsmaßnahmen umfassten das Aussetzen mit Eichenholz, Ergänzen der Profilleisten und Erneuern der Fehlstellen im Bereich der Eckverbindungen.

    Eine weitere gestemmte Rahmenfüllungstür mit einer symmetrischen Teilung in zwei Füllungsfelder konnte der Türöffnung im Erdgeschoss des Wendelsteins zugewiesen werden. Barocke schmiedeeiserne Langbänder sorgen für die Drehbewegung der links angeschlagenen Tür.
    Bei dieser Renaissancetür stellte sich heraus, dass die Füllungsfelder und Rahmen historisch einseitig monochrom schwarz bemalt waren. Es galt also, zum Erhalt der historischen Farbschicht, die neueren Farbschichten vorsichtig mit einem Skalpell abzutragen. Auf der Gegenseite konnten die alten Farben mit Heißluftfön und Spachtel abgelöst werden, da sich dort keine erhaltbare Farbfassung befand. Folgend wurden alle Füllungsleisten abgenommen. Die Beschläge verblieben am Rahmen, da eine Abnahme derselben zu große Schäden an der Fassung und der Holzsubstanz zur Folge gehabt hätte. Im Zuge der Instandsetzung wurden die Füllungen mit Glutinleim verleimt. Die durch Schwinden des Holzes entstandenen Risse wurden mit schmalen Streifen neuen Holzes ausgefüllt. Fehlende Füllungsleisten wurden durch einen Nachbau ergänzt und kleinere Fehlstellen ausgesetzt. Damit die Füllung "arbeiten" kann, wurden die Leisten nur am Fries mit Holznägeln befestigt. Fehlstellen im Bereich des Schlosses wurden ausgesetzt und die Falze durch Ergänzungen mit neuem Holz repariert. Alle Beschläge wurden gereinigt sowie mit einem Farbanstrich versehen.
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    Abb. 32 Wendelstein, Raum 11, 1. OG, Innen
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    Abb. 33 Wendelstein, Raum 11, 1. OG, Innen
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    Abb. 34 Wendelstein, Raum 11, 1. OG, Türblatt außen
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    Abb. 35 Wendelstein, Raum 11, EG, Außen
    Restaurierung mit Bierlasur
    In dem Projektfolgeabschnitt ab 2016 wurden die Oberflächen von 15 Türen der westlichen Erdgeschosswohnung, des 1. Obergeschosses und der westlichen Wohnung im 2. Obergeschoss mit einer traditionellen Bierlasur restauriert. Die Anstriche der Holzoberflächen mit einer Holzlasur mit Bier als Bindemittel (Hefe) traten ab dem 18. und 19. Jahrhundert auf. Hierüber konnte eine hochwertige Holzart vorgetäuscht und Astlöcher retuschiert werden. Als Untergrund verwendete man früher Kreideanstriche mit Leinölfirnis und dem Pigment der Holzgrundfarbe. Diese Pigmente decken den Untergrund nicht ab, sondern lassen ihn transparent wirken (2).
    Das Ansetzen der Bierlasur 2016 erfolgte mit destilliertem Wasser und Farbpigmenten. Nach dem Sumpfen der Mischung kann Stärke beigemischt werden, um der Lasur eine gleichmäßige Bindekraft und erhöhte Konsistenz zu geben (3). Der erste Anstrich geschah mit einem breiten Pinsel, dem Zackenpinsel, mit welchem die aufgetragene Lasur in fließende Linien gezogen wurde.
    Mit dem sogenannten Dachshaarschläger wurde anschließend die lasierte Fläche verteilt beziehungsweise vertrieben, um eine gleichmäßige Struktur ohne Kanten und scharfe Absetzungen zu erreichen. Der Anstrich wurde mehrlagig ausgeführt. Um einen Schutz vor Feuchtigkeit zu erhalten, erhielt die Bierlasur abschließend einen transparenten Firnis.
    In den Qualifizierungs-Seminaren erfolgte die Neufassung der Türen mit Teilnehmern aus Syrien, Afghanistand, Iran, Irak und der Jugendbauhütte der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Jede Tür stellt somit ein Unikat in ihrer Gestaltung dar.
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    Abb. 36 Oberflächenbehandlung der Türblätter mit einer Bierlasur
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    Abb. 37 Oberflächenbehandlung der Blendrahmen